Geschichte des Schlosses
Kommen Sie mit auf eine über 800-jährige Reise pure Schlossgeschichte.
Erste Hinweise auf ein Rittergut in Hermsdorf
1218
1. urkundliche Erwähnung eines Ritter Godebaldus de Wachowe, dem Hermsdorf ganz oder teilweise gehörte
1289
Friedrich Heinrich de Wachowe, Amtsordensritter auf Hermsdorf
1349
Im Lehnbuch von Kurfürst Friedrich des Strengen werden Einkünfte der Herren von Pirne im Zusammenhang mit Hermsdorf überliefert.
1378
Eigentümer ist Seyfried von Schönfeld auf Wachau.
Ihm und seinen Nachkommen gehörte Hermsdorf wahrscheinlich 100 Jahre, ohne das sie hier auch lebten
150 Jahre im Besitz der Familie von Carlowitz
1461
Otto von Carlowitz wird mit dem Rittergut Hermsdorf belehnt, erstmals heißt es "zu Hermannstorff"
Sein berühmtester Sohn Christoph von Carlowitz (1507- 1578) wird am 13. Dezember 1507 in Hermsdorf geboren. Christoph von Carlowitz ist einer der bedeutendsten Diplomaten seiner Zeit. Sein Dienst führt ihn bis an den Hof von England.
Unter seiner Führung wird in Hermsdorf u.a. der Schlossteich angelegt und das Rittergut um ein Schloss im Renaissance-Stil erweitert. Dieses befindet sich in einem ummauerten und mit Rundtürmen besetzten Schlosshof. In dieser Zeit entstehen außerdem eine Papiermühle, die Schenke, Schmiede und ein großer Schafstall.
Die Familie von Flemming auf Schloss Hermsdorf
Nach einer kurzen Zeit in kurfürstlichem Besitz, Schlossbrand 1638 und Übergang an Oberhofmarschall Johann Georg Freiherr von Rechenberg gelangt das Schloss in Besitz der Familie von Flemming.
1699
Hans Dietrich von Rechenberg verkauft Hermsdorf an den kurfürstlich brandenburgischen Generalfeldmarschall Reichsgraf Heino Heinrich von Flemming, Gouverneur von Pommern. Nach seinem Tod geht das Schloss an seinen Sohn Adam Friedrich zur Nutzung über.
Das Schloss wurde bald mit Leben erfüllt, denn in der 13jährigen Ehe mit Katharina Henriette von Ahlefeld wurden acht Kinder geboren.
Bei der Geburt des neunten Kindes starb sie im Dezember 1721.
In der Flemmingschen Zeit wurde der Park als Barockgarten mit einem Kanal angelegt, der später im Stil eines englischen Landschaftsgartens umgestaltet wurde.
Am 4. Juni 1729 brach in der benachbarten Brauerei ein Feuer aus, welches auf das Schloss übergriff, so dass dieses bis auf das Erdgeschoss abbrannte. Von 1729 bis 1732 wurde das Schloss in barockem Stil wiedererrichtet. Der berühmte Dresdner Baumeister George Bähr, Erbauer der Frauenkirche, war am Umbau beteiligt.
Gräfin Charlotte Sophie von Hoym besitzt das Schloss mehr als 50 Jahre
1756
Nach dem Tod Adam Friedrich Graf von Flemming muss Schloss Hermsdorf versteigert werden. Die verwitwete Gräfin Charlotte Sophie von Hoym erwirbt das Anwesen. Sie lebte hier mehr als 50 Jahre, ihre Grabstätte befindet sich noch heute an der Rückseite der Lausaer Kirche.
1777
Die Gräfin von Hoym erhält die Erlaubnis, in einem der Schlosstürme eine Kapelle für Gottesdienste für sich und ihre Familie einzurichten.
Geliebte und Spionin Napoleons?
Ihre Tochter Charlotte Dorothea von Schönberg starb früh und hinterließ zwei Töchter, die bei der Großmutter erzogen wurden. Die ältere, Auguste Charlotte, geboren im Mai 1777 in Hermsdorf. heiratet in zweiter Ehe den Grafen Kielmannsegge. Auguste Charlotte Gräfin von Kielmannsegge wurde durch ihre Schwärmereien für Napoleon bekannt. Zeitweise hat sie auch an seinem Hof in Paris gelebt und für ihn spioniert. Nach Napoleons Tod trug sie fortan Trauerkleidung. 1863 wurde sie auf dem inneren Katholischen Friedhof in Dresden beigesetzt.
Wechselnde Besitzer im 19. Jahrhundert
1808
Nach dem Tod der Gräfin Hoym trat im Jahr 1808 deren Enkelschwiegersohn Heinrich Ludwig Burggraf zu Dohna das Erbe an. Er war der Enkelsohn Graf Zinzendorfs, dem Gründer der Herrnhuter Brüdergemeinschaft, und machte Hermsdorf zu einer Begegnungsstätte für Gläubige aller Konfessionen. In Grünberg gründete er eine Industrieschule, in der etwa vierzig Bauernkinder in nützlichen Handarbeiten unterwiesen wurden. Im Jahr 1811 holte er den Pastor Roller nach Lausa, der fortan ständiger Gast im Schloss war. Der infolge der napoleonischen Kriege sowie seiner Wohltätigkeitsarbeit verarmte Graf Dohna musste Hermsdorf 1825 verkaufen.
1825
Ernst Gottlob von Heynitz erwirbt das Schloss. 1830 bot er Willhelm von Kügelgen Platz im Kavaliershaus des Schlosses an, damit er sein größtes Werk, das Altarbild für die Olaikirche in Reval (jetzt Tallinn), malen konnte. Drei Jahre wohnte von Kügelgen mit seiner Familie im Kavaliershaus, welches rechts vom Haupteingang an der Mauer nahe der Schlosskapelle stand.
Großes Glück war Heynitz in Hermsdorf nicht beschieden, zwei Ehefrauen starben und auch das Gut brachte nicht viel ein.
1837
Gottlob Wilhelm Jäger erwirbt das Schloss. Dieser Kaufmann aus Leipzig machte sich wohl hier wenig Freunde. Pastor Roller wetterte über ihn, dass er am Sonntag arbeiten ließ, seinen Garten allen Einheimischen und Freunden verwehrt und sein Kind von einem fremden Pastor taufen ließ. Nur sieben Jahre besaß er Hermsdorf.
1844
Der Kaufmann und Güteragent Stephan Schmidt aus Dresden erwirb das Schloss, der sich hier als Güterschlächter betätigte und den Besitz in kleinen Teilen veräußerte.
Eugen Schmiedel kauft das Rittergut Hermsdorf und nimmt wichtige Modernisierungsarbeiten am und im Schloss vor. So lässt er u.a. eine Treppe von der Küche in das obere Stockwerk bauen, gestaltet den Rittersaal und das Bibliothekszimmer um und legt im Schlosshof eine Gartenanlage mit Springbrunnen an. Nach einer kurzen Zeit des Besitzes unter Carl Sebastian Graf von Wallwitz wird das Schloss nach dessen Tod 1864 an Prinz Georg von Schönburg-Waldenburg veräußert.
Die letzten herrschaftlichen Besitzer auf Schloss Hermsdorf
1865
Als Georg Prinz von Schönburg-Waldenburg, der 1859 von seinem Vater einen Besitz in Schneeberg in Krain (Slowenien) geerbt hatte, einen Ort in Deutschland suchte, an dem seine Kinder geboren werden sollten, führte ihn der Zufall nach Hermsdorf. Um 1865 kauft Georg Prinz von Schönburg-Waldenburg das Schloss.
Seit Oktober 1862 war Prinz Georg mit Luise von Bentheim Tecklenburg Rheda verheiratet. Dem Paar wurden drei Kinder geschenkt. Wurde Sohn Hermann am 9.Januar 1865 noch in Leipzig geboren, so kamen Sohn Ulrich am 25. August 1869 und die Tochter Anna Luise am 19.Februar 1871 in Hermsdorf zur Welt.
Den Sommer verbrachte die Familie auch weiterhin in Schneeberg, dort hatte sie ihre wirtschaftliche Grundlage. Georg und Luise von Schönburg-Waldenburg genossen bald großes Ansehen im Ort Hermsdorf, da sie sich um das Wohl der Menschen sorgten und Not linderten. Besonders Prinzessin Luise war in der Wohlfahrtspflege tätig.
Als Prinz Georg am 19. Oktober 1900 starb, nahm König Albert, selbst schon leidend, an der Trauerfeier teil. Im Februar 1922 starb Prinzessin Luise bei ihrem Sohn Ulrich auf Schloss Guteborn.
1900 -1943
Das Erbe übernahm nun der älteste Sohn Prinz Hermann von Schönburg-Waldenburg, der im diplomatischen Dienst arbeitete und oft im Ausland weilte. Im Jahr 1912 heiratete er mit 47 Jahren die verwitwete Fürstin zu Bentheim Tecklenburg Rheda.
Prinz Herrmann musste nach dem Ende des ersten Weltkrieges viel Mühe und Geld einsetzten, um das ererbte Schloss Schneeberg in Slowenien zurückzuerlangen.
Weil die Ehe kinderlos geblieben war, vererbte er den Besitz Hermsdorf an seinen Neffen und zugleich Adoptivsohn Wolf von Schönburg-Waldenburg, dem Sohn seines Bruders Ulrich.
Dieser lebte 1943, beim Tod Prinz Hermanns, in Italien, hatte auch die italienische Staatsbürgerschaft und durfte deshalb das Erbe nicht antreten. So endet schon vor der allgemeinen Enteignung im Jahr 1945 eine fast 800jährige herrschaftliche Besitzfolge.
Prinz Hermann von Schönburg-Waldenburg und Prinzessin Thekla von Schönburg-Waldenburg (gestorben 1941) ruhen in der Gruft unter der Kapelle, die er selbst in den 1930er Jahren errichten ließ, um dem Besitz auch nach seinem Tod nahe zu sein.
In den 2000er Jahren wurde das Todesdatum von Prinz Hermann, von den Nachfahren seines Bruders in Italien, auf der Grabplatte angebracht. Das war wohl in den letzten Kriegsjahren 1943 bis 1945 nicht mehr möglich gewesen.
Das Schloss nach dem Adel
1946 – 1999 Das Schloss wird als Feierabendheim (Alten- und Pflegeheim) genutzt.
Quelle: Ingrid Eisold. „Geschichte von Herrschaft und Schloss zu Hermsdorf“.
Hrsg. Hellerau-Verlag Dresden

