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Hermsdorf

Vorschaubild Hermsdorf
Vorschaubild Hermsdorf

Hermsdorf mit heute ca. 1320 Einwohnern, ist seit dem 01.01.1999 ein Ortsteil von Ottendorf-Okrilla.

 

Hermsdorf gehört zu den Rodesiedlungen entlang der Röder und war bereits in vorgeschichtlicher Zeit reich besiedelt. Das belegt ein bronzezeitliches Gräberfeld vom 12. bis 9. Jahrhundert v. u. Z. Dem Namen und auch der Fluranlage nach ist der Ort eine deutsche Siedlung. Er findet erstmalig 1350 als Hermansdorf = Dorf eines Hermann Erwähnung. Im frühen 15. Jahrhundert gehörte

 

Die Gründung eines Herrensitzes im Ort scheint erst durch Otto von Carlowitz um die Mitte des 15. Jahrhunderts erfolgt zu sein. Zu der ansehnlichen Grundherrschaft gehörten Friedersdorf, Gomlitz, Lausa, Wahnsdorf und Weixdorf. Hermsdorf war 125 Jahre lang im Besitz der Familie von Carlowitz. Christoph von Carlowitz, am 13. Dezember 1507 hier geboren, war einer der bedeutendsten Diplomaten seiner Zeit.

 

Im Jahre 1561 brannte das Schloss zu einem großen Teil ab. 1603 wurde es von Kurfürst Christian II. gekauft und blieb mit kurzen Unterbrechungen beim kurfürstlichen Hause bis 1657. Entscheidend umgebaut wurde das Schloss unter Kurfürst Johann Georg II. im Jahre 1630. 1657 überließ er es seinem Kurfürstlichen Hofmarschall Georg Freiherr von Rechenberg.
 

Über das Leben der Einwohner des Dorfes ist wenig bekannt aus dieser Zeit. Es wird erwähnt, dass Landwirtschaft betrieben wurde, doch konnten die Bauern ihre eigenen Felder nur bestellen, wenn sie ihren Frondienst auf dem Rittergut geleistet hatten. Erst 1832 wurde ein Gesetz erlassen, wonach keiner mehr zu Dienstleistungen verpflichtet werden durfte. Verbreitet war die Weberei und in der Papiermühle wurden wohl auch Arbeiter beschäftigt.
 

1699 erwarb Adam Heinrich von Flemming das Schloss, 1729 wurde es bis auf das Erdgeschoss durch Feuer zerstört. Der Wiederaufbau, an dem George Bähr, der Erbauer der Dresdner Frauenkirche mitwirkte und die weitere fürstliche Ausstattung, verschlang viel Geld. Neben dem Schloss legte Flemming den großen Lustgarten und eine Fasanerie an. Die Statuen des Herkules, des Apollo und die der Kindergruppe entstanden um diese Zeit. Die Verschwendung führte zum Konkurs und 1756 kaufte die verwitwete Gräfin Charlotte Sophie von Hoym für 64.300 Taler das Anwesen. Sie lebte hier 53 Jahre lang. Ihr Schwiegersohn, Peter August von Schönberg, der oft in England war, ließ den Park nach englischem Muster anlegen. Es war der erste seiner Art in Sachsen.

 

Nachdem Burggraf Heinrich Ludwig von Dohna 1808 das Schloss geerbt hatte, waren hier Persönlichkeiten aus aller Herren Länder zu Gast. Hermsdorf war der Sitz einer der sechs sächsischen Bibelgesellschaften.

 

Von 1830 - 1833 lebte Wilhelm von Kügelgen mit seiner jungen Familie im Cavaliershaus, das im Schlosshof stand und 1850 abgerissen wurde. Ehe Prinz Georg von Schönburg-Waldenburg 1865 das Schloss erwarb, wechselte es noch viermal den Besitzer.

 

Mit dem Bau der Schmalspurbahn Klotzsche - Königsbrück im Jahre 1884 hatte Hermsdorf die Verbindung mit Dresden bekommen. Für die Arbeiter, die früher sogar bis Dresden liefen, und ab 1845, nach dem Bau der Bahnlinie Dresden - Radeberg, zwischenzeitlich in Klotzsche zustiegen, verkürzte sich der Arbeitsweg erheblich. Prinz Hermann von Schönburg Waldenburg, der das Schloss von seine Vater übernahm, stellte kostengünstig Bauland zur Verfügung, das Dorf wuchs. Und dann kam der zweite Weltkrieg, der, wie auch schon der erste, nicht spurlos an Hermsdorf vorüberging. Viele Kinder sahen ihre Väter nicht wieder, sogar Bomben wurden noch am letzten Kriegstag hier abgeworfen.

 

Das Kriegsende brachte Hermsdorf die gleichen Probleme, die überall anstanden: vielen Flüchtlingen musste ein neues Zuhause gegeben werden, es herrschte Lebensmittelknappheit. Das Schloss, dessen letzter Besitzer schon 1943 verstorben war, ging in das Eigentum der Gemeinde über, ein Altersheim wurde eingerichtet. Die dazugehörigen Felder und Wiesen wurden im Zuge der Bodenreform aufgeteilt.

 

1988 erfolgte eine gründliche Restaurierung der Empfangshalle und des Festsaales, der für Konzerte genutzt wird, sowie der in einem Eckturm untergebrachten Schlosskapelle.

Beginnend 1991 werden Schloss und Park unter großem Einsatz von Fördermitteln (u. a. von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz) stufenweise saniert.

 

Quelle: Hermsdorfer Schloßpark-Gesellschaft e. V.

 

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